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Erinnerungen an die 50´er Jahre - Die Keupstraße in Köln-Mülheim - meine ersten 16 Jahre 

Geboren und aufgewachsen bin ich in der Keupstraße. Wir hatten eine große Wohnung oberhalb der Geschäftsräumlichkeiten unseres Möbelhauses, zuerst auf der 1. Etage, später nach dem kompletten Wiederaufbau der durch den Weltkrieg zerstörten oberen Stockwerke in der 2. Etage, weil darunter nun die Schlafzimmerabteilung Einzug fand. Die Keupstraße ist fast einen Kilometer lang und die wohl belebteste Geschäftsstraße im rechtsrheinischen Köln.  Gleich nach dem Krieg in der Wiederaufbauzeit wurde mit einem blauen Tempo Dreirad ausgeliefert, dem schon bald ein 3-Tonner Liter Opel Blitz Möbelwagen folgte.
 
Das Nebengebäude noch Trümmer Grundstück, begann Anfang der 50er Jahre bei uns der Wieder- aufbau. Das Möbelgeschäft mit seinen vielen Verkaufsräumen, die sich weit über die Hinterhöfe erstreckte, war ein Spiel- paradies für uns Kinder. Der Betrieb wurde bereits 1888 von den Urgroßeltern Metzen gegründet und es gab ein Fabrikgebäude für Möbelher- stellung bis in die Nachkriegszeit und bis Ende der 60er Jahre noch eine Polsterei und Schreinerei.

Es war kurz nach Ostern 1955, als es mich erwischte: Ich wurde eingezogen, nein nein, nicht zum Bund, ich mußte in die Schule! Das Aus für freie Zeiteinteilung, doch Spaß beiseite, ich bedauerte es tatsächlich, nicht mehr so viel am Fenster der Keupstraße sitzen zu können, um die vielbefahrene Straße beobachten zu können oder im Betriebsgelände unterwegs zu sein. 

Es fuhren damals noch eine ganze Reihe von Wagen mit Holzgas, vornehmlich LKW wie der Blitz oder der Ford V8-LKW. Die Polizei fuhr Käfer oder auch schon Mercedes. Das waren schwarze 170 S mit einem blauen Blechschild auf dem Dach, worauf "Polizei" stand, ganz ähnlich befestigt wie ein Skiträger oder Taxischild. 

In der Früh und am Abend kam der Laternenmann, um mit einer langen Stange die Gaslaternen anzuzünden oder zu löschen. Die Lumpen- und Schrottsammler hatten noch Handwagen, manchmal auch einen Pferdewagen, und eine große Handglocke "Lumpen, Eisen, Papiiiiier" schallte der Ruf durch die Straße.  Später waren es dann oft verbeulte Tempo Viking oder Matador. Nur der Kohlenhändler fuhr eine neue Deutz-Zugmaschine in grün mit schwarzen Kotflügeln und mit 2 Anhängern. Es machte immer einen Mordslärm, wenn die Kohlen auf die blecherne Waage geschaufelt wurden. Die Post war schon ganz modern, sie hatte Elektro-Paketwagen, die baute Lloyd in Bremen. 

Das Blaubasaltplaster ließ die Räder tanzen, an schnelles Fahren war kaum zu denken, besonders wenn es regnete. Da war die Bodenhaftung mit den Diagonalpneus fast gleich Null. Und einmal, ich erinnere mich noch genau, es war ein schöner Sommertag, als der 170´er Polizeiwagen mit Tatütata in einem Höllentempo über das Pflaster polterte, und er bog so schnell in die Bergisch-Gladbacher-Straße ein, daß das kurveninnere Hinterrad deutlich abhob. 

  Vor Aufregung schmiß es mich sogleich, obwohl ich sonst sicher auf den Rollschuhen stand, und Frau Rabe vergaß vor Staunen ihren Arm zu schwenken. Das tat sie immer, wenn sie die schwere Einkauftasche trug.Der gegenüberliegende Arm schwenkte dann stets zum Massenausgleich waagerecht. Einmal hat es an der Kreuzung auch fürchterlich gekracht! Ein Motorradfahrer, ein Weltkugel-Ford 12 m und ein VW-Bus waren ineinandergekracht. Der VW-Bus war von einem Bäcker, und durch die seitliche Doppeltüre war die halbe Ladung auf die Straße geflogen.

Manchmal saß ich auch nicht am Fenster. Da spielte ich dann mit dem hölzernen Dorf, dem Plastikzoo und einigen Autos. Zu der Zeit waren es Sikuautos und ich hatte einige davon. Die Ohren behielt ich immer offen und nichts hielt mich am Spieltisch, wenn ich ein Tatütata 
 

hörte oder das unverkennbare Räng Räng Räng des herannahenden schwarzen Krupp Titan mit Dreiachshänger der Spedition Hupperts. Der kam fast täglich vorbei, ebenso wie der 8000´er Büssing oder die schwere Kaelble Zugmaschine mit einem Güterwaggon auf dem Spezialanhänger. Oder der rot lackierte 1,5 tonner Blitz-Krankenwagen von der Werksfeuerwehr Felten & Giliaume, ein gleicher von der Berufsfeuerwehr Köln oder ein elfenbeinfarbener vom Roten Kreuz. Die Friedhofsverwaltung hatte einen schwarzen. Die Feuerwehren waren alle von Magirus, das gehörte sich so, wenn der Konzern die bekannten grün-gelben Traktoren in Köln-Deutz produzierte.

Oft war ich auch auf unserem "Hof", dem Betriebsgelände, das von der Keupstraße aus durch eine Toreinfahrt zu erreichen war. Sie führte geradewegs unter einem der Mietshäuser hindurch. Unsere Möbelwagen-Fahrer meinte zwar immer, sie sei sehr eng, auch der hagere Gustav fluchte immer, der fuhr den Magirus von der Brotfabrik in der ehemaligen Möbelproduktion. Ich hatte mit meinem Dreirädchen da keine Probleme... . Onkel Josef war in den 50´er Jahren zusammen mit dem dicken Herrn Thurn Inhaber des Weinkontors mit Flaschenabfüllanlage. Onkel Josef ging nur zu Fuß, weil er keinen Führerschein hatte und dafür auch schon viel zu alt war und schlecht sehen konnte er außerdem, wie er mir zu antworten pflegte. Dafür sprach auch seine ganz dicke Brille und sein schneeweißes Haar. Der Weinhandel mußte gut laufen, denn der dicke Thurn hatte schon einen BMW 501, der war maronrot und wehe es kam dem funkelnden Prachtstück jemand zu nahe. Der BrotfabrikMagirus transportierte neben dem Brot auch die Weinkisten und -Fässer. Onkel Josef stand wie immer schon im hellbraunen Kittel mit gespitztem Bleistift hinter seinem Stehpult. Ich glaube, ich habe ihn noch nie anders gesehen als mit diesem braunen Kittel.

Auf unserer Hofseite standen in den Garagen der große 3-tonner 3,6 Liter 6-Zylinder Opel-Blitz- Möbelwagen mit langem Fahrgestell. Diese wurden kriegszeitbedingt nach der Zerstörung des Brandenburger Opel-LKW-Werkes nur noch bei Mercedes gebaut, solange die Stuttgarter noch keinen eigenen LKW dieser Tonnage produzieren konnten. Die Hälfte der Produktion mußte vertragsgemäß in Rüsselsheim abgeliefert werden und die "Mercedes Opel Blitz" wurden neutral ohne dem Blitz auf der Kühlermaske ausgeliefert. Später, als Mercedes Ende 1949 seine eigene Entwicklung, die in vielen Details noch auf der Blitz-Konstruktion basierte, auf den Markt brachte, übernahm Opel die restlichen Fahrgestelle, alle Teile und Halbzeuge, und bot diesen Blitz noch bis 1954 an. Unser Blitz hatte nur ein Bremslicht links, dafür war die Frontscheibe ausstellbar und Fahrer Erfen brachte den Blitz in meinem Beisein mal auf fast 110 Tacho! 

Der Borgward Hansa 1500 war 1950 unser erster neuer PKW nach dem Krieg, während mein Opa als der Seniorchef Kapitän fahren durfte. Er gab aber das Fahren dann auf und der Borgward wurde vom 54´er Kapitän abgelöst und ein Olympia-Rekord Caravan diente dem Kundendienst und den Verkäufern. Später gab es dann viel mehr Autos auf unserem Hof.

Unser neuer Borgward Hansa (1950)       Der neue OPEL Kapitän (1953)     Solch ein OPEL Caravan kam 1953 dazu

   © Archiv Klaus Jansen  -  OldtimerWEBseiten  Erinnerungen--01.html  12.12.2001  - Update 15.02.2024